Es ist noch nicht einmal so lange her, dass mir meine Ärztin offenbart hat, dass ich eigentlich 158 cm gross bin. Nicht 159 cm, so wie es auf meiner Identitätskarte geschrieben steht. Ich war etwas beleidigt. Diesen einen Zentimeter hatte ich mir verdient (!), dachte ich mir in dem Moment und lachte im nächsten gleich über mich selbst. Warum ist für uns die Grösse so etwas Essenzielles? Wahre Grösse, so sagt man, kommt von innen. Ja ja, schon klar, Gutmensch und so, aber seien wir ehrlich: es gibt sie, diese Momente, in denen ich grosse Menschen hasse (weil ich eigentlich gerne selbst so gross wäre).
- Auf Konzerten: Miss Giraffe kann stehen, wo sie möchte, sie hat die beste Aussicht und geniesst stets frische Luft. Und jetzt stelle dir mich vor.
- Im Laden: War ja klar, dass die Shorts, die ich anprobieren möchte, natürlich im obersten Regal liegt.
- Beim Glühbirnen wechseln: Ein waghalsiger Stunt, den ich mit meiner Grösse und dem klapprigen Stuhl wagen muss.
- Beim Laufen: Ich mache doppelt so viele Schritte, wie die meisten und werde trotzdem nicht fitter dadurch.
- Beim Hosenkauf: Zu lang. Zu lang. Zu lang. Zu lang. Zu lang. Zu lang. Zu lang. Ich geb auf.
Und dann war er da, der heisseste Shit und neuste Trend: Culottes! Halleluja, endlich ein Trend, der sich an den Kleinen unter uns orientiert. Schön kurze und luftige Hosen. Denkste. Nach dem gefühlten zwanzigsten Anprobieren dieser Hosen musste ich feststellen: Aha, schon wieder Hosen für Langbeinige. Danke, du Hosenerfinder. Da passen die endlich mal von der Länge her, ich sehe damit allerdings aus, als hätte ich mein Leben lang nichts anderes gemacht als Kuchen gegessen und gehe auch noch als Kleinwüchsige durch. Nichts von lässig, cool und hip. Ich sehe aus wie ein Hippo.
In einem Anflug von Langeweile begab ich mich nach Fabs Abschied aus Berlin alleine in den nächsten COS. Der Vorsatz: lookylooky, nix kaufi. Also probierte ich die schwarzen Woll-Culottes, weil eben, passen tun sie ja eh nicht und ich muss 20 Minuten rumkriegen. Und dann passierte es: Ich fand die nicht einmal so schlecht. Typisches Ferienfieber. Irgendwie findet man in den Ferien andere Kleidungsstile immer toll – zu Hause zweifelt man dann am eigenen Verstand. Ich bin momentan also noch etwas hin und hergerissen. Einerseits bin ich natürlich viel zu spät auf den Culotte-Trend aufgesprungen, andererseits finde ich die Kombination immer noch merkwürdig-lässig.
Culottes: COS, Schuhe: NIKE Huarache, Mantel: Zara, Blouson: Weekday, Streifenshirt: Uniqlo, Mütze: COS und Tasche: Royal Republic.
Während ich also noch über die Alltagstauglichkeit dieser Hose nachdenke, schaue ich mir auch schon die nächstbesten Alternativen durch. Ob die Farbe Grau die Hose anders wirken lässt? Oder ob ich gleich auf Denim umsteigen sollte? Ich weiss ja nicht so recht. Und überlege noch.
Was denkst du über den Hosentrend?
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