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You’re hot. You’re not.

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Hot or Not

Vorwort: Wir heissen unsere neue Gastautorin mit dem geheimnisvollen Namen «der sexy Ton» bei Dito herzlich willkommen und freuen uns auf alle wortreichen Ergüsse, die kommen mögen. Und wer den Wink mit dem Zaunpfahl jetzt verstanden hat, weiss, welche Themen neu unter der Rubrik «Girl Talk» zu erwarten sind. You go girl! XoXo Eve & Fab

«You’re hot!» Dies waren die ersten Worte, welche der US-Schauspieler Josh Duhamel, bekannt als Beau Danny McCoy aus der Fernsehserie «Las Vegas», an seine jetzige Frau, «The Black Eyed Peas»-Frontfrau Fergie, richtete. Dies verriet er letztens dem Moderator James Corden, welcher den Flirterfolg wiederum ganz klar auf das Aussehen des Schauspielers zurückführte. Hätte er selbst, Typ «englischer Teddybär», sich mit denselben Worten einer Frau genähert, hätte der Ausgang dieser Begegnung seiner Meinung nach ein trauriges Ende genommen.

Was in der Talkshow bei Gästen und Publikum Gelächter auslöste, lässt darüber wundern, ob plumpe oder gar provokative Kommentare in unserer Gesellschaft nur von vermeintlich «schönen» Menschen geduldet werden.

Nehmen wir solch eine direkte Gesprächsaufnahme von Beaus als schmeichelhaft wahr, während andere unsere «creepy»-Alarmglocken schellen lassen?

Die Grenze des Unbehagens.

Noch eindringlicher ist die Frage, wie das Aussehen unser Gemüt im weiteren Verlauf eines solchen Gespräches bestimmt. Der klassische Anmachspruch ist ja so eine Sache… und die meisten von uns haben das Annehmen oder Abwimmeln früh gelernt, geübt, gar perfektioniert. Was ist aber, wenn die erste Kontaktaufnahme ganz harmlos ist, wir uns weiter auf eine Konversation einlassen und sich das Gespräch in eine Richtung entwickelt, welche uns überrumpelt und worauf wir nicht vorbereitet sind? Wie massgeblich entscheidet das Aussehen unseres Gegenübers darüber, unabhängig vom Gesprächsthema, ob sich ein Unbehagen einschleicht? Wo sind hier die Grenzen zu ziehen?

Hallo Alarmglocken!

Erst kürzlich geriet ich in so eine Situation. Dabei entwickelte sich ein Gespräch mit geschäftlichem Hintergrund in rasanter Geschwindigkeit einseitig in Richtung sexueller Fetischismus und einer offen gelebten Partnerschaft meines Gegenübers. Er: Typ unaufgeregter Durchschnitt mit einem leichtem Hauch Schrulligkeit.

Und so kam es dazu: Ich sass damals nach einem langen Eventtag an der Rezeption und wartete auf meine Fahrgelegenheit, als er sich dazugesellte. Dies war unser zweites Tagesprojekt in zwei Jahren, um die Dimension unserer Bekanntschaft zu verstehen. Das Gespräch fing mit Höflichkeitsfragen über die jeweiligen Familien an. Ich gratulierte dem Kollegen zu seinem frischen Vaterdasein, und ehe ich mich versah, swipte er mich auch schon durch die ersten acht Lebensmonate seines Nachwuchses.

Dann nahm die Konversation allerdings eine abrupte Wendung.

Binnen den darauffolgenden Minuten erfuhr ich, dass er eine Vorliebe für jegliche Farben und Formen der weiblichen Brust hat, nie Blümchensex praktiziert und seiner Frau für das Arrangement einer offenen Beziehung dankt.

Spätestens bei der erneuten Erörterung der Vorzüge von offenen Partnerschaften wünschte ich mir die Babyfotos schleunigst zurück.

Kleine Brüste, grosse Brüste, weisse Brüste…

Seine Aufzählung der vielen Brustformen klang wie die von Bubba Shrimps in Forrest Gump und würde auch Chet Pussy’s Pussy-Arie in «From Dusk Till Dawn» alt aussehen lassen. Gedanklich war ich schon längst «beep beep» wie der Road Runner bei Looney Tunes über alle Berge. Physisch sass ich aber noch wie bedeppert fest und fragte mich, ob das Gespräch einfach seine eigene Art von Small Talk ist, oder ob er mir eigentlich mitteilen wollte, wie toll er meine Brüste findet. Geschmeichelt fühlte ich mich in dem Augenblick nicht, sondern fand seine Offenheit lediglich unangebracht. Dabei bin ich alles andere als prüde.

Auf dem Heimweg fragte ich mich, woher mein Unbehagen stammte. Denn sexuelle Themen stören mich keineswegs und darüber zu sprechen noch weniger. Trotzdem fand ich die Erfahrung und das Gefühl, welches mich während dem Gespräch begleitete, nicht in Ordnung. Meine persönliche Grenze hatte er unangenehm überschritten.

Eine Freundin lachte später über meine Erzählung und bemerkte, dass wenn er Typ «McDreamy» gewesen wäre, ich wohl ohne zu zögern und vergnügt mit ihm darüber gesprochen hätte.

Freipass für McDreamy? Mein Fazit.

Wäre das wirklich der Fall gewesen? Hätte ich anders reagiert, wenn ein McDreamy auf dieselbe Art mit mir über seine bevorzugte Nippelform gesprochen hätte? War ich voreingenommen und lasse ich wirklich je nach Grad der Attraktivität Kontakte verschieden zu? Nach reiflicher Überlegung kam ich für mich zu folgendem Entschluss: Nein. Auch bei McDreamy hätte ich das Weite gesucht, denn auch wenn wir uns womöglich erstmals vom Erscheinungsbild beeinflussen lassen, ist schlussendlich die Art der Annäherung entscheidend.

Dabei kann auch ein verbaler Austausch unter Fremden durchaus intime Themen aufgreifen. Allerdings bevorzuge ich es definitiv, dass ein Gespräch die Interaktion zwischen zwei Partnern formt und die Intensität der Themen sich langsam aufbauen lässt.

Denn wer mag es schon von einem Bulldozer niedergewalzt zu werden?! McDreamy hin oder her.

Der Beitrag You’re hot. You’re not. erschien zuerst auf DITO.


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