Na, aber hallo: Der Optimierungsdrang klopft gerade bei mir an und will dieses Mal nicht nur Gast sein, sondern permanent bei mir einziehen.
Schöner! Besser! Höher! Weiter. Ich stehe dem stark grassierenden Wettbewerbsphänomen unserer heutigen Gesellschaft und den sozialen Medien sehr skeptisch gegenüber. Klar, etwas Druck und Konkurrenz hat noch niemandem geschadet, aber der permanente Vergleich mit anderen über Äusserlichkeiten und Leistung war und ist mir einfach zuwider. Es gibt immer jemanden, der noch talentierter und noch schöner ist – das habe ich glücklicherweise früh erkannt. Warum also dieser ganze Leidensdruck? Als Gegenbewegung zelebrierte ich bis vor Kurzem die «Null-Einsatz»-Strategie.
Obwohl ich weder rauche noch übermässig den Genussmitteln fröne, habe ich an mir klare Tendenzen eines Lebemenschen erkannt.
Die Ausgangslage
Dank guten Genen kann ich glücklicherweise ohne grösseren Sportaufwand eine passable Figur halten. Und auch mein geerbtes Talent für die verschiedensten Dinge hat mir bei diversen Hobbys stets geholfen. Was ich nicht sofort beherrschte, habe ich nicht weiterverfolgt. So einfach. Weiter war ich lange ein Herdentier: also selten alleine und immer gerne von Menschen umgeben. Hatte ich genug von Menschen, waren das Sofa und der Fernseher meine beiden liebsten Ersatzfreunde.
Alleinsein? Viel Bewegung? Gute Ernährung? Durchhaltewillen, wenn Neues nicht auf Anhieb klappen wollte? Fehlanzeige.
Es geht auch anders
Auf der Arbeit schlage ich lustigerweise eine ganz andere Entwicklung ein: Da stecke ich mir immer höhere Ziele und gebe mich mit Erreichtem nie zufrieden.
Während ich im Geschäftsleben also nach den Sternen greife, sind mir im Privatleben die Grashalme schon gut genug.
Mir und anderen rechtfertige ich mein gegenteiliges Verhalten mit dem Wort «Ausgleich». Ich benötige alle Energie für meine verschiedenen Jobs, da muss ich buchstäblich meine Freizeit auf dem Sofa verbringen.
Vor wenigen Wochen ist mir endlich ein Licht aufgegangen: Das ist doch ein absoluter Quatsch. Ich bin einfach nur zu faul, im Privatleben ordentlich Gas zu geben, neue Herausforderungen anzunehmen und mir scheinbar unerreichbare Hürden zu stecken.
Damit ist jetzt Schluss! Und damit ich mich auch noch in Monaten an diesen Vorsatz beziehungsweise an diese neue Einstellung erinnere, schreibe ich hier nieder, wo und wie ich mich gerne in den nächsten Monaten herausfordern möchte:
Neue Herausforderungen alleine angehen
In meinem Kopf schmiede ich unzählige Pläne: Die aktuelle Ausstellung im Kunsthaus besuchen, mich im mexikanischen Feinkostgeschäft mit den besten Tortillas eindecken, meine Saftpresse wöchentlich nutzen, mich in Photoshop und InDesign (eigenständig) weiterbilden, endlich meinen Esstisch- und Sideboard-Traum umsetzen und so weiter. Meist bin ich der Meinung, dass ich viele meiner Ideen nicht alleine angehen kann oder schlichtweg keine Motivation mehr habe, wenn ich nicht schon von Beginn weg alles beherrsche. Diese Einstellung muss ich zwingend ändern, und zwar nicht erst morgen, sondern heute: Ich muss mich lösen von der fixen Idee, dass gewisse Sachen nicht alleine machbar sind. Es ist möglich und hängt alleine von der eigenen Einstellung im Kopf ab. Der unbelehrbare Optimismus ist mir zwischenzeitlich abhandengekommen und es ist höchste Zeit, dass ich den wieder finde. Also suche ich mir ab jetzt kleine Abenteuer im Alltag, denn einen Marathon werde ich auch mit einer 180-Grad Änderung wahrscheinlich kaum je in Angriff nehmen.
Sport ist nicht Mord
Der Anfang ist ja bereits gemacht, seit letztem Sommer gehe ich einmal in der Woche ins Personaltraining. Ein Termin, der mir heilig ist, ausser mich nimmt die Grippe so richtig durch die Mangel. Aber genau in dieser dreiwöchigen Pause habe ich gemerkt, Sport macht mich ausgeglichener. Daher starte ich den Mai mit der doppelten Intensität: Neben dem Krafttraining muss ich mich jetzt wirklich mit dem Joggen und HIT-Training zu Hause anfreunden und endlich mehr Bewegung im Alltag zulassen. Ich wohne leicht erhöht und lasse mich daher gerne mit dem Tram nach Hause chauffieren, dank der anstehenden Gleisarbeiten werde ich neuerdings auch den Anstieg zu Fuss in Angriff nehmen.
Selbst kochen macht den Unterschied
Von sieben Tagen muss ich mindestens an fünf Tagen der Woche selbst kochen. Das heisst, für ein Abendessen müssen mehr als drei Handgriffe notwendig sein. Take-away Essen wird eingegrenzt und auswärts Essen, wenn sozial vertretbar, ebenfalls. Weiter möchte ich auf eine abwechslungsreiche Küche achten und mich ermahnen, dass Apérohäppchen nicht als ausreichendes Dinner gelten. Das Menü 1 darf auch gerne wochenlang Pause machen und meine unzähligen Kochbücher sollten endlich intensiv genutzt werden.
Ein Sixpack erarbeitet man sich vor allem in der Küche.
Konsum weiter reduzieren
Vielfach klöne ich, dass meine vier Wände für all meine Sachen einfach zu klein sind. Stattdessen sollte ich einfach meinen Konsum einschränken, beziehungsweise wie auch in der Mode endlich auch in meinem Zuhause, Fan des Minimalismus wie Eve zu werden. Wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, könnte ich mit einer Handvoll Sachen in jedem Bereich sehr glücklich sein. Der Rest gilt es jetzt, nach und nach auszusortieren.
Meine Vorsätze stehen jetzt Schwarz auf Weiss und vielleicht konnte ich auch dich dazu anregen, einige deiner Gewohnheiten zu hinterfragen? Nutze doch die Frühlingsenergie und gehe mit mir neue Wege!
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